Wohnraum für Arbeiter

Die Lüneburger Volkshaus GmbH – Vorgängerin der LüWoBau

Sie war die Vorgängerin der LüWoBau und ist der Grund, warum die LüWoBau in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiert: die Lüneburger Volkshaus GmbH.

Das Gründungsdatum der Gesellschaft lautet: 19. Januar 1922. Die Eintragung ins Handelsregister erfolgte am 10. Februar 1922.

Der Gesellschaftsvertrag schrieb die Hauptziele der GmbH fest:

  1. Erwerb von Grundstücken im Interesse der Wohlfahrt
  2. Errichtung von Wohnungen für Arbeiter
  3. Beschaffung und Verwaltung eines „Volkshauses“ als Versammlungsstätte der Gewerkschaften und der Arbeiterschaft
  4. Volksbildung

Die Volkshaus GmbH und die Arbeiterbewegung waren eng miteinander verbunden: Geschäftsführer waren Ernst Braune (SPD-Fraktionsvorsitzender) und Reinhard Hackbarth (Ortsvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes). Außerdem stammen die 50 Gesellschafter allesamt selbst aus dem Kreis der Arbeiterschaft.

Die Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg war besorgniserregend. Nicht wenige Entscheidungsträger in der jungen Weimarer Republik waren der Meinung, dass die Antwort auf die Wohnungsfrage über die Zukunft der Gesellschaft entscheiden würde.

„Eine fünfköpfige Familie bewohnt eine einzige Kammer. Küche und Kochstelle fehlen.“

aus einem Leserbrief der Lüneburgischen Anzeigen, 25. März 1924

Das „Volkshaus“

Das „Volkshaus“ sollte zu einer Anlauf- und Versammlungsstätte für die politischen und kulturellen Aktivitäten der Arbeiterbewegung werden.

Als Gebäude dafür kam der Renaissancebau an der Schröderstraße 16 in Betracht: Im Mai 1921 war das damals für Theateraufführungen genutzte Haus zu großen Teilen ausgebrannt, der Eigentümer war gezwungen, das Grundstück zu verkaufen.

Zunächst erwarb die Stadt das Gebäude, doch schon im Oktober 1922 verkaufte sie es an die neue Volkshaus GmbH. Der verhältnismäßig niedrige Preis von 350.000 Mark wurde seitens der Stadt auch als eine Unterstützung der Gesellschaft und ihrer Ziele verstanden.

In der Folge zogen nicht nur zahlreiche Einrichtungen der organisierten Arbeiterschaft in das Volkshaus ein, es wurde auch zum Vereinslokal für viele (Arbeiter-)Sportvereine und erneut zum Theater: als „Volksbühne e.V.“.

Ernst Braune (1879-1954)
Ernst Braune (1879-1954)

Ernst Braune

Er entstammte einer Handwerkerfamilie und lernte zunächst Maurer. 1904 wurde Braune, der zuvor im In- und Ausland arbeitete, in Lüneburg ansässig. In der Weimarer Republik wurde der Maurerpolier politisch tätig. 1919 wurde Ernst Braune zum Bürgervorsteher gewählt und war Fraktionsvorsitzender der SPD im Lüneburger Magistrat. Heute ist eine Straße nach ihm benannt – die auf dem Bild unten.

Ernst-Braune-Straße
Ernst-Braune-Straße
Ernst-Braune-Straße heute

Von 1926 an war Braune alleiniger Geschäftsführer der Volkshaus GmbH. Der Erwerb des Volkshauses in der Schröderstraße geht auf ihn zurück – noch mehr Herzblut aber steckte Braune in den Aufbau der Wohnsiedlung Meinekenhop und Mittelfeld.

Dort erhielt die Volkshaus GmbH Siedlungsflächen von der Stadt, um bezahlbaren Wohnraum für weniger begüterte Familien zu schaffen.

Copyright Texte: Museum Lüneburg

Copyright Fotos:
Header (Volkshaus)/ Museum Lüneburg
Gesellschaftsvertrag/ Stadtarchiv Lüneburg, LA 848
Volkshaus Schröderstraße/ Museum Lüneburg
Volkshaus Schröderstraße heute/ Berit Neß, 2022
Haus der deutschen Arbeitsfront (Postkarte)/ Sammlung Boldt
Ernst Braune/ LüWoBau GmbH
Ernst-Braune-Straße/ Stadtarchiv Lüneburg, BS 38504
Ernst-Braune-Straße heute/ Berit Neß, 2021